Vereinsgeschichte

Bereits im Jahre 1946 fanden sich in Lüdenscheid Kriegsversehrte des Zweiten Weltkrieges zusammen zu gemeinsamen Übungsstunden in den ihrer Versehrtheit zusagenden sportlichen Disziplinen, um dadurch ihre körperliche Rehabilitation einzuleiten. Damit betraten sie Neuland.
Zwar waren vereinzelt während des Ersten Weltkrieges und später im Zweiten Weltkrieg Heilgymnastik und Leibesübungen als Nachbehandlung in den Lazaretten als Reha durchgeführt worden, doch an einen geregelten sportlichen Übungsbetrieb war dabei noch nicht gedacht.
Der Turnverein Grünewald gab in der bald nach Kriegsende einigermaßen hergerichteten Turnhalle den Lüdenscheider Versehrtensportlern Hilfestellung.
Aus dieser Selbsthilfebereitschaft 1946 von 6 Kriegsbeschädigten entstand  die Gruppe.
Teilnehmer dieser Gründungsgruppe waren Fritz Angermann, Paul Golombeck, Willy Frei, Paul Harweg, Günter Bracht und Alfred Scheide.
So entstand am 11.04.1946 die Versehrtensportgemeinschaft Lüdenscheid 1946 . Zunächst spielte man im Konfirmandenhaus des Lutherhauses
Tischtennis, Schach, Dame und Mühle als Beschäftigungstherapie um die noch vorhandenen Kräfte in Sport und Spiel zu aktivieren.
Später stellte der TUS Grünewald die Turnhalle " Zapp" zur Verfügung. Dort konnte man die Geräte benutzen und Gymnastik betreiben.
1948 zählte man bereits 24 aktive Versehrtensportler. Der Raum im Lutherhaus wurde zu klein. Man zog mit der selbstgebauten Tischtennisplatte in die Gaststätte Hohe Steinert um. Weiter ging es aufwärts, als 1949 auch das Schillerbad für den Versehrtensport zugänglich gemacht wurde.
Die Kerksighalle stand zunächst noch nicht zur Verfügung, da sie mit Flüchtlingen belegt war.
Auf dem heutigen Gelände des Kreiskrankenhaus Hellersen - nahe dem Haus 4 - wurde auf dem Sportplatz fleißig trainiert. Auch der Jahnplatz wurde eifrig genutzt.
Da die Alliierten in dieser Zeit keine Vereinsgründungen zuließen, konnte erst 1949 die Eintragung ins Vereinsregister erfolgen.
Damit war die Lüdenscheider Gruppe die erste gegründete Versehrtensportgruppe in Westfalen und die fünfte in der BRD.

 

Dieses Bild gibt einen Teil der Lüdenscheider Versehrtensportler wieder, die sich bereits am 30. Juni 1949 auf der Nattenbergkampfbahn  anlässlich eines Versehrtensportfestes erstmalig zusammenfanden.
Im Gespräch mit dem damaligen Oberbürgermeister Herrn Hoffmeister, der Gründer der Lüdenscheider Versehrtensportgemeinschaft, Günter Bracht.

Bis zum Jahresende 1952 nahm die Lüdenscheider Gruppe an den Vorbereitungen zur Schaffung einer gemeinsamen zentralen Organisation für NRW teil und zählt zu den Mitbegründern der Arbeitsgemeinschaft Versehrtensport NRW e.V. dem heutigen Behindertensportverband NRW e.V..Damit legten die Lüdenscheider den  Grundstein für eine steile Aufwärtsentwicklung der Versehrtensportbewegung. Bereits 1954 richtete die VSG Lüdenscheid in der Nattenbergkampfbahn und im Freibad Nattenberg das 3. Landesversehrtensportfest mit 41 teilnehmenden Gemeinschaften aus NRW aus. 1958 fand in der Schützenhalle der Turnvergleichskampf Westfalen gegen Nordrhein statt.     Weiter war die VSG Lüdenscheid mehrfach Ausrichter der Bezirkssportmeisterschaften und in diversen Schwimmdisziplinen. Aber Wettkämpfe und Höchstleistungen sind nicht das eigentliche Ziel des Versehrtensports.
Im Rahmen der allgemeinen Körper-Ertüchtigung geht es darum, dass ein Versehrter nach seinem ihm verbliebenen Möglichkeiten Sport treiben kann. Schon damals erkannte man, dass Sport ein Erfolgserlebnis vermittelt, Freude und neuen Lebensmut schenkt. Körper und Seele werden durch Übungstherapie gleichermaßen gestärkt.
In den Nachkriegsjahren wurden daher auch viele Leistungsvergleiche ausgeführt. Hier ist das Ziel aber nicht die absolute Höchstleistung, der Rekord , sondern die beste für den einzelnen in der besonderen Situation seiner speziellen Behinderung, die tausendfach verschieden sein kann. Anfang der 50 Jahre übernahm Günter Bracht den Vorsitz der VSG Lüdenscheid 1946 (eVfB) eingetragener Verein für Behindertensport. Zunächst wollte man nur Kriegsbeschädigte aufnehmen, keine Zivilbeschädigte. Neben Tischtennis wurde Gymnastik, Leichtathletik und vor allen Dingen Schwimmen angeboten. Ab 1984 betreute der Verein sportlich viele Heimbewohner von Wigginghausen. Viele Bewohner aus dem Heim haben im Nattenberghallenbad unter der Verantwortung der Übungsleiter der VSG das Schwimmen erlernt.
Die Mitglieder aus der Wohngruppe Wigginghausen trainierten u.a. auch in der Turnhalle Brüninghausen. Aber auch Kegeln und Blindenkegeln, Faustball, Sitzfussball     und vor allen Dingen Bosseln ergänzten das sportliche Angebot.    Viele Stadt- und Bezirks- sowie Landesmeisterschaften konnten die Mitglieder erringen.
Anfang der 80 Jahre hatte der Verein rund 150 Mitglieder. 1965 besuchten englische Versehrtensportler aus der Grafschaft Yorkshire Lüdenscheid.
Leider gibt es keine weiteren Informationen über diese ( kurze ) Partnerschaft. Alle aktiven Mitglieder wurden nach Eintritt in den Verein vom Vereinssportarzt untersucht.    Der Arzt legte dann die Sportarten fest, die das Mitglied ausführen konnte.    Dr. Höhfeld, Dr. Fründ und Dr. Vogel um nur einige zu nennen.
Zahlreiche nationale Veranstaltungen wurden u.a. in München und Berlin durchgeführt, an denen Lüdenscheider Versehrte und Behinderte teilnahmen.
Auf der außerordentlichen Versammlung am 29.09.1987 wurde der bisherige Vorstand abgelöst. Günter Puckaß übernahm ab 05.11.1987 das Amt des 1. Vorsitzenden. Irmtraud Lang wurde 2. Vorsitzende, Erich Scharms Schriftführer und Berthold Berger Kassierer.
Irmtraud Lang war die erste Frau im Vorstand. Der bisherige Vorstand war sehr konservativ. Es hat eine gewisse Zeit gedauert, bis die männliche "Alleinherrschaft" durchbrochen wurde. Ende 1970/Anfang 1980 gründeten sich immer mehr Selbsthilfegruppen auch in Lüdenscheid. Die Lebenshilfe Lüdenscheid wurde immer mehr  Selbstständiger. Viele Mitglieder verließen die VSG und schlossen sich den neuen Selbsthilfegruppen an.                

Auch durch natürliche Abgänge verringerte sich der Mitgliederbestand. Die Kriegsbeschädigten wurden weniger. Der Verein öffnete sich nunmehr auch für die  Zivilbehinderte.    Ab 01.01.1996 wurde aus der Versehrtensportgemeinschaft -VSG- die Behindertensportgemeinschaft -BSG- Lüdenscheid. Aber bis es soweit war, mussten zahlreiche Vorstandssitzungen durchgeführt werden. Dank der Unterstützung von RA Dietrich wurde auch die Satzung überarbeitet. Am 8.3.2002 übernahm Irmtraud Lang die Aufgaben als 1. Vorsitzende. Günter Pukasch wurde Ehrenvorsitzender. Im Jahre 2000 löste sich die Selbsthilfegruppe Morbus Bechterew auf. Einige Mitglieder     haben sich der BSG Lüdenscheid angeschlossen.                                                
Das Ehepaar Schlottmann hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Bechterewpatienten hier eine hervorragende Gymnastik angeboten bekamen.
Auch das Feiern kam nicht zu kurz. Alljährliche Weihnachtsfeiern und zahlreiche Picknicks in der Kleingartenanlage Wehberg wurden durchgeführt.
Mit dem Sportamt der Stadt Lüdenscheid konnte eine vertrauensvolle Zusammenarbeit aufgebaut werden. Verschiedene Sporthallen z.B. in den Schulen Adolf Kolping, Lösenbacher Schule, Bergstadtgymnasium, Jahnturnhalle/Platz sowie die Kersighalle wurden dem Verein zur Verfügung gestellt.
Aber auch die Bäder Schillerbad, Nattenberg, Wellenbad im Forum und das Schwimmbecken in der Sportklinik Hellersen wurden reichlich genutzt.
Im Turm der ehemaligen Übungsstätte Kerksighalle konnte ein kleiner Raum genutzt werden. Mit der Umgestaltung der Kerksighalle musste der Verein neue Räume suchen und wurde fündig in der Lisztstraße. Dort ist jetzt die Geschäftsstelle untergebracht. Heute 2017 wird überwiegend Trocken- und Wassergymnastik angeboten. Auch Bosseln und Kegeln bietet der Verein an. Die Mitgliederzahl beläuft sich auf um 120 Personen, der Alterdurchschnitt beträgt 68 Jahre.
Diese kurze Zusammenfassung von Ereignissen in und um den Verein erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Ich danke insbesondere dem Ehepaar Lang und Günter Puckaß für die vielen Informationen aus ihrer z.Teil über 60 Jahre bestehenden Vereinszugehörigkeit.
Dank auch an Marianne Hülscher. Einige Informationen stammen aus Zeitungsberichten der Westfälischen Rundschau sowie den Lüdenscheider Nachrichten.
                                                
                                                
            Eckhart Malten